Zaundürrer Geselle im Ruhemodus
Zaundürrer Geselle im Ruhemodus
Rostock. Der ganze Hype, der um seinen 70. Geburtstag, den er am 3. Juli feiert, entstehen könnte, ist Georg Haufler zuwider. „Ich brauche die Aufmerksamkeit nicht mehr und bin längst im Ruhemodus“, sagt er.
So kam Haufler denn auch daher, wenn beispielsweise in den vergangenen Jahren im Klostergarten im turbulenten Eifer der Spiellust die Bühnenbretter knarrten und es dramaturgisch unbedingt eines Ruhepols bedurfte. Da war der Mann in seinem Element und bot eine exzellente künstlerische Akquise.
Haufler ist ein Theatergesicht und Gründungsmitglied der nun auch schon 30-jährigen Compagnie de Comédie. „Das war die intensivste Zeit in meinem künstlerischen Leben“, versichert er. Dabei hat er, ein passionierter Norddeutscher und gelernter Rohrleitungsmonteur, bereits vor Ewigkeiten im Arbeitertheater der Neptunwerft seine künstlerischen Fähigkeiten ausgelebt. Doch bei der Eignungsprüfung für die Schauspielschule fiel Haufler vor der Rostocker Expertenkommission durch, um ein Jahr später von demselben Gremium als talentiert aufgenommen zu werden.
Hauflers ritt auf den Theaterbühnen über Anklam, Quedlinburg, Magdeburg und Stendal nach Rostock zurück. 1984 stand er vor dem Despoten und „absoluten Theaterfachmann“ (so Haufler) Hanns Anselm Perten. Rostocks Theaterintendant wollte von dem jungen Mann, der sich mit schulterlangem Haar und Rauschebart schmückte, Größe, Familienstand und Vorstrafenregister wissen. Haufler war verdächtig, zumal er in einer Parteiversammlung den Einwurf konterte, ob er wohl den Weihnachtsmann spielen könne: „Ja, wenn Sie mich gut bezahlen“.
Die politische Wende war auch für Haufler Zäsur. Ein Theater, in dem der Intendant ein halbes Ensemble entließ, ohne dessen Gesichter zu kennen. In den Westen wollte Haufler nicht. „Hier kannten mich die Leute.“ Also blieb er und kam zur Compagnie de Comédie. Haufler erinnert sich großer Parts am kleinen Theater. „Den Sosias in ,Amphitryon’ habe ich geliebt. Oder den Josef Bieder. Natürlich den Casanova“. Kurt Tucholsky sah einen „zaundürren langen Gesellen mit spitzen Don-Quichotte-Beinen“ und meinte den großen Komiker Karl Valentin. In „Komischer Salat“ ergibt sich eine facettenreiche Paraderolle für Haufler als kongenialer Valentin-Nachfahre.
„Die Bühne 602 ist nicht wegzudenken. Die Leute brauchen Kultur. An ihr zu sparen ist das Spiegelbild einer schlechten Gesellschaft“, ist das ewige Credo Hauflers. Er ist ein Genussmensch, denn: „Ich genieße die Dinge, die ich liebe, in vollen Zügen. Was ich nicht mag, drücke ich in den Aschenbecher!“