Trennung für Feiglinge Ostsee Zeitung am 10.04.2017 – Thorsten Czarkowski
Ein unmöglicher Plan
„Trennung für Feiglinge“ hatte an der Bühne 602 Premiere
Artikel veröffentlicht:00:00 Uhr10.04.2017
Rostock. Es ist zuerst nur eine Idee, dann ein Plan. Paul (Peer Roggendorf) will mit seiner Freundin Schluss machen und sie irgendwie aus der gemeinsamen Wohnung rausekeln. Doch Sophie (Katja Klemt) ahnt nichts davon. Der Plan ist nun: Pauls Freund Martin (Paul Walther) soll unter einem Vorwand mit in die Wohnung einziehen und die Zweierbeziehung ins Wanken bringen. Ein gewagtes Spiel, denn das Vorhaben basiert auf einer fetten Lüge: Martin muss vorgeben, dass seine Mutter bei einem schrecklichen Verkehrsunfall gestorben wäre, nun leistet er Trauerarbeit. Damit scherzt man nicht, doch der liebe Martin tut’s aus falsch verstandener Freundschaft.
Es macht natürlich eine Menge Arbeit, dieses Lügengebäude über mehrere Tage hinweg aufrecht zu erhalten. Aber Martin ist viel zu lieb, um überhaupt irgendjemandem Ärger zu bereiten. Darum gibt ihm Freund (und Ekelpaket) Paul darin Nachhilfe, so kommt die Chose langsam ins Rollen. Allerdings in die falsche Richtung: Denn Sophie ist völlig angetan vom neuen Mitbewohner – der ist höflich, ordentlich, zuvorkommend und auch handwerklich begabt. Selbst als Martin seine frisch angelernten bösen Seiten auslebt, hat Sophie Verständnis: Der Arme ist ja ganz durcheinander, na klar, er hat schließlich seine Mutter verloren. Es kommt, wie es eigentlich nicht kommen sollte: Sophie und Martin beginnen eine Affäre.
Ja, das Ekel in dieser Konstellation ist eigentlich Paul. Er manipuliert zunächst nach Belieben, sieht aber allmählich seine Felle davonschwimmen. Doch die beiden Männer sind durch eine Lüge verbunden – diese Spannung hält bis zum Ende des Stücks. Die Komödie aus der Feder des französischen Autors Clément Michel wurde von Regisseur Reiner Heise temporeich in der Bühne 602 in Szene gesetzt. Das ohnehin konzipierte Tempo wird durch die kurz gehaltenen Szenen noch gesteigert. Und die drei Darsteller können sich im emotional vielschichtigen Treiben bei der Premiere am Freitag gut ausleben. Nächste Vorstellung am 21. April um 20 Uhr in der Bühne 602.