Till Eulenspiegel – Ostsee Anzeiger – Andreas Golz
Premiere für eine Burleske: „Till Eulenspiegel“
Ostsee Anzeiger vom 25.06.2019 – Andreas Golz
Mutige voran! Die Compagnie de Comédie brachte im Klostergarten zum Heiligen Kreuz vier Fastnachtsspiele nach Hans Sachs zur Premiere. Eine Burleske mit bezeichnendem Namen: „Till Eulenspiegel“
Nach rund zweistündiger Vorstellung schwante es auch dem Letzten unter den Besuchern: Gerade eben hatte ein vierblättriges Schauspieler-Kleeblatt in voller Blüte reüssiert und eine Leistung abgerufen, die schlicht ihresgleichen sucht.
Für ihre Freiluft-Premiere in diesem Jahr dünkte der Compagnie, mit „Till Eulenspiegel“, einer Posse aus dem Mittelalter, bestens im Klostergarten platziert zu sein. Ein Rollenspiel in gestelzter und obendrein gereimter Sprache mit Unikaten, die sich wanden in schaurig bunten Kleidern zu Geschichten, die die Einfältigkeit der Menschen abbildeten. Die Welt ist ein Irrenhaus! Diese Erkenntnis, aus der Gruft von rund 500 Jahren gehoben, streift auch aktuelle Klientel.
Birgit Schöne hat eine schöne, nein, eine extravagante Ausstattung geschaffen. Quasi als Wohnzimmer für vier Mimen, die von Regisseurin Sonja Hilberger so exzellent in die Posen geschoben wurden, wie es sich für ein Theater mit Anspruch gehört. „Schwere Stücke in die Schnauze!“, seufzte dereinst das unvergessene Compagnie-Original Friedemann Wikarski über Rollentexte, in denen die Fallstricke für die Künstler förmlich verwoben waren: Ein Aussetzer nur – und die Faszination des Augenblicks ist augenblicklich vorbei. Dabei dann auch noch spielen zu können, facettenreich zugleich, verlangt allerhöchste Konzentration. Lydia Wilke, Marcus Möller, Peer Roggendorf und Eugen Krößner (seine Frau „Wahrheit“ war eine mimische Offenbarung mit Gänsehaut-Potenzial!) lieferten eine Fleißarbeit ohnegleichen. Respekt, allen Respekt!
Nächster Vorstellungstermin: 30. Juni, 20 Uhr