Strategie der Schmetterlinge – Rezension
„Die Strategie der Schmetterlinge“ in Rostocker Bühne 602
Thorsten Czarkowski
Mo., 3. Oktober 2022 15:36 // Theaterpremiere
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„Die Strategie der Schmetterlinge“ in Rostocker Bühne 602: Zwei Frauen und ein toter Geliebter
Das Kriminalstück „Die Strategie der Schmetterlinge“ hatte am Freitag in Rostock Premiere. Darin duellieren sich eine alternden Ehefrau – jetzt Witwe – und die letzte Geliebte eines Verstorbenen. Es geht um Geld und Hass. Und wenn der Zuschauer glaubt, das war es jetzt, kommt auch schon die nächste Wendung.
Am Anfang scheint alles ganz klar zu sein: Zwei Frauen trauern ihrem Verflossenen nach. Das sind Eve (Esther Zschieschow) und Adriana (Lydia Wilke). Mit einem großen Unterschied. Während Eve die Witwe des Toten ist, war Adriana in der letzten Zeit die Geliebte.
Nun treffen die beiden ehemaligen Rivalinnen aufeinander. In einer abgelegenen Hütte erwartet Adriana ihre Konkurrentin Eve. Es gibt eigentlich nicht mehr viel zu regeln, denn das Subjekt der Begierde – der verstorbene Carlos – ist nun nicht mehr da.
Dennoch entwickelt sich eine Konkurrenz zwischen den Frauen und Eve bietet Adriana einen großen Scheck an. Eine halbe Million Dollar soll es dafür geben, dass die ehemalige Geliebte auf weitere Ansprüche verzichtet. Doch es ist nicht klar, auf welche Weise Carlos zu Tode gekommen ist – war es Mord oder Selbstmord? Die Spannung bleibt bestehen.
Allmählich verschärft sich der Ton zwischen den beiden, Adriana nimmt ihre Konkurrentin als Geisel. Jetzt werden alte Rechnungen aufgemacht, es ist der Kampf einer alternden Ehefrau gegen eine junge Kontrahentin. Das Verhältnis der beiden Frauen kippt allmählich in blanken Hass um.
Regisseurin Anne-Kathrin Gummich hat den Krimiklassiker „Die Strategie der Schmetterlinge“ in der Bühne 602 inszeniert, das Zwei-Frauen-Stück lebt voll und ganz von der Vorstellung von Esther Zschieschow und Lydia Wilke. Die beiden Darstellerinnen verleihen dem Stück ganz allmählich jene Spannungssteigerung, die die Handlung vorgibt.
Denn der Text von Esther Vilar hält so manche überraschende Wendung bereit, die bis zum Schluss wichtige Fragen nicht beantworten will: Was ist denn nun wirklich mit Carlos passiert? Und welche Absichten führen die Frauen im Schilde?
Das hat auch etwas Klaustrophobisches, denn die Eskalation des Konflikts spielt sich auf den paar Quadratmetern Bühne ab, die das abgelegene Ferienhaus darstellt. Diese Zuspitzung immer weiter zu treiben – das ist hier die
Das passiert in einem Bühnenbild, das sich nur auf das Nötigste beschränkt. Natürlich ist der Text von Esther Vilar eine fein ausgeklügelte Basis für dieses Verwirrspiel. Ein Abend voller Spannung und Überraschungen.
Esther Zschieschow, die übrigens Schauspieldozentin an der HMT Rostock ist, und Lydia Wilke ziehen alle Register, von der subtilen Stichelei bis zur ausgelebten Gewalt. Und wenn der Zuschauer denkt, das war’s nun aber – dann gibt’s noch eine weitere Wendung.