Schillers sämtliche Werke … leicht gekürzt
Andreas Golz, Ostsee-Zeitung,31.05.2022
Pappenheimer performen Parodie
Mit „Schillers sämtliche Werke – leicht gekürzt“ startete die Compagnie de Comédie ihre Freiluftsaison im Klostergarten.
Stadtmitte. Eine Ode an die Freude wäre es nur bedingt, müsste man sich die Klassiker und Dramen Schillers in einer wochenlangen Abhandlung zu Gemüte führen. Also hat Autor Michael Ehnert Schillers Schwarten-Konvolut auf ein zweistündiges Exposé heruntergekürzt. Für Rasanz und Zeitersparnis. Durch diese hohle Gasse musste er kommen.
Die Compagnie de Comédie brachte nun Ehnerts Fassung auf die Bühne im Klostergarten. „Die Räuber“, „Wilhelm Tell“, „Kabale und Liebe“, „Don Carlos“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Wallenstein“ – dramatisch geschürzte Stücke in einem Parodie-Trip mit Witz und Tempo. Dazu das Hohelied auf den Dichterfürsten in leicht fasslicher Diktion. Eingerahmt in einer originellen Bühnenausstattung, für die Ira Storch-Hausmann sorgte und gespielt von vier geheimnisvoll gewandeten Mimen mit mindestens einer Zuwendung zu den Teletubbies.
Frei nach Wallensteins „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ hatte Regisseurin Sonja Hilberger die Rollen mit Angela Schlabinger, Marcus Möller, Eugen Krößner und Peer Roggendorf besetzt. Für Möller (glänzend seine Maria Stuart), Krößner (tolle Hitler-Persiflage) und Roggendorf musste es sein wie Labsal nach großer Dürre: Aus ihnen brach sich eine detailbesessene Spiellust Bahn die kaum zu beschreiben ist. Jeder für sich und alle zusammen geschickt von Sonja Hilberger lanciert. Und Angela Schlabinger? „Eine Bereicherung für unsere Bühne“, frohlockte Compagnie-Prinzipalin Martina Witte. In der Tat hatte die erstmals für das kleine Theater spielende Schlabinger einen facettenreichen Part voller Überzeugung offeriert.
Einem tollen Theaterabend mit dieser Parodie werden im Sommer viele weitere (demnächst am 11. Juni) folgen. Schiller: „Ernst ist das Leben und heiter ist die Kunst.“