500 Kinder und Jugendliche können kostenlos das Theater besuchen.
NNN Norddeutsche Neueste Nachrichten 14. Oktober 2017
Mia erzählt ihre Geschichte
Schüler besuchen Jugendstück in der Compagnie de Comédie
Rostock Verfolgt von zahlreichen Rostocker Kinderaugen ist gestern innerhalb des Freisprung Festivals 2017 der Compagnie de Comédie das Stück „Mia“ in der Bühne 602 im Stadthafen aufgeführt worden. Verkörpert wurde die Hauptrolle von Schauspielerin Lydia Wilke aus Potsdam. Sie führte einen eindrucksvollen Monolog über die Geschichte des Mädchens: Mia ist mit ihrer Roma-Familie geflüchtet. Sie hat ein neues Leben in Deutschland angefangen, trotzdem muss sie jemanden wiederfinden. Das Theaterstück befasst sich mit aktuellen Themen wie Flucht, Rassismus, Vorurteilen und Prostitution.
Das Besondere dieser Aufführung ist, dass die Karten für diese und noch viele andere Veranstaltungen bis morgen für Kinder und Jugendliche von der Steuerberatung Freund und Partner gesponsert wurden. Insgesamt können so 500 Kinder und Jugendliche kostenlos das Theater besuchen. Mandy Eigenauer ist Steuerberaterin und Niederlassungsleiterin der GmbH. Ihr ist es ein persönliches Anliegen, Jugendliche ins Theater zu bringen. „500 Karten sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Bedarf ist größer“, sagt sie.
Tiana Reich (14) und Tabea Roggenbrodt (15) aus Schmarl gefällt das Thema sehr gut, unter anderem, weil sie selbst Flüchtlinge in der Klasse haben. Die Bühne 602 kannten die beiden noch nicht. Auch die Baltic-Schule, eine integrierte Gesamtschule aus Toitenwinkel, war mit einer Klasse vertreten. In dieser hatten die meisten Jugendlichen selbst die Erfahrung einer Flucht gemacht. Schüler Samangani Nasile (15) sagt: „Es hat mir gut gefallen. Ich war fast noch nie im Theater.“
Mithilfe einer Dolmetscherin für Deutsch und Arabisch erzählt die 14-jährige Nour, dass sie die Geschichte sehr traurig, aber gut fand. Sie besucht selbst einen Schauspielkurs am Rostocker Volkstheater. Ihre Lehrerin Stéphanie Queudet bewertet das Stück zugleich als gut geeignet zum Deutschlernen, weil Schüler sich nur auf eine Person konzentrieren müssten. Mia alias Wilke berührt Jugendliche wie Erwachsene, indem sie mal laut, mal leise ihre bewegenden Erlebnisse schildert. „Ich hatte Tränen in den Augen“, sagt Mandy Eigenauer. David Conrad/Friederike Hartig