Alles was Sie wollen – Andreas Golz
Virtuose Komödie zum Mitschreiben
Stadthafen. Am Sonnabend feierten Cathrin Bürger und Manfred Gorr Premiere mit der Komödie „Alles was Sie wollen“ in der Bühne 602 die Virtuosität eines großartigen Schauspielerpärchens.
Lucie ist eine Autorin mit Schreibblockade: Ihr gehorchen zwar noch die Buchstaben aufs Wort, aber sie hat keine Idee. Ihre aalglatten Lebensumstände – erfolgreich und obendrein glücklich verheiratet – verhindern jegliche Inspiration. Da fügt es sich, dass der neue Nachbar Thomas eine Etage tiefer mal kurz bei ihr insistiert, warum in seiner Wohnung das Wasser von der Decke tropft wie eine göttliche Eingebung. Na, das trifft sich ja gut: Hier die ob ihrer fehlenden Synapsen fast in den Wahnsinn Getriebene, dort der naturell etwas Verschrobene, der sich sanft aber hartnäckig in ihr Milieu drängt. Und so nebenher wabern in seinem Hirn die Ideen. Eine Konstellation wie geschaffen für eine Bestseller-Abhandlung. Aber bis es dazu kommt…
„Alles was Sie wollen“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière hat alles was sie soll. Witz, Komik, überraschende Wendungen. Die Komödie ist anrührend und gleitet nicht in sentimentalen Kitsch ab. Und da sie auch nicht pausenlos Pointen abfeuert, liegt fast logisch der Fokus auf die Kunst der beiden Mimen. Die liefern Cathrin Bürger und Manfred Gorr seit Jahr und Tag in ganz großem Stil. Da möchte man der verzweifelten Lucie (und die Eruption Bürgers ist zum Hören und Sehen!) fast mit der guten Syntax zur Seite springen und dem beispiellos enthusiasmierten Einfallspinsel Thomas die Glocke der Erleuchtung reichen. Lange Stille im Auditorium, wenn sich Bürger und Gorr punktgenau mimisch und gestisch in Szene setzen. Was für eine Arbeit steckt dahinter!
Diese Komödie, von Dirk Weinert lichttechnisch eindrucksvoll auf die Bühne gebracht, hatte eine ausverkaufte Vorstellung verdient, was auf Grund von Corona nicht möglich war. Aber die Zeiten ändern sich. Dann hätten auch Bürger & Gorr alles was sie wollen.