28.10.2022 – Pascal von Wroblewsky verjazzt Pasternak und Bacharach
Pascal von Wroblewsky verjazzt Pasternak und Bacharach
Von Thorsten Czarkowski, OZ 01.11.2022
Rostock. Was die Songauswahl an-ging, so war das Jazzkonzert in der Bühne 602 in Rostock eine eigenwillige Kombination. Der erste Konzertteil war ein Programm mit vertonten Texten des Schriftstellers Boris Pasternak (1890-1960), der zweite Teil bestand aus Kompositionen von Burt Bacharach, der heute 94 (!) ist. Und auf der Bühne: das Lora Kostina Trio und die Sängerin Pascal von Wroblewsky. Die Musiker, das waren Lora Kostina (Piano), Daniel Erbach (Kontrabass) und Tom Friedrich (Schlagzeug). Die Zweiteilung des Abend war also eine Verbeugung vor zwei großen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Dabei ist Pasternak eindeutig der unbekanntere – jedenfalls was das Thema Musik angeht. Es waren ausgewählte Gedichte des Schriftstellers, die die aus Sankt Petersburg stammende Lora Kostina mit ihren Kompositionen zu Jazz veredelt hatte. Dies war eine etwas andere Seite von Boris Pasternak, der mit seinem Roman „Doktor Schiwago“, aus dem die Gedichte stammten, zu Weltruhm gekommen war. Auch die tragische Seite wurde im Programm nicht ausgespart. Der in der Sowjetunion lebende Boris Pasternak konnte 1958 den Literaturnobelpreis nicht entgegen nehmen und starb zwei Jahre später. So wurden auch die Biografien von Pasternak und Bacharach kurz beleuchtet, auch was deren jüdische Wurzeln anging.
Die sonnigere Seite des Abend war die Musik von Burt Bacharach, der seit den 1960er Jahren wirklich Musikgeschichte geschrieben hat. Denn Bacharach führte das Easy- Listening-Genre mit zahlreichen Perlen zu voller Blüte.
Pascal von Wroblewsky hatte sich Songs wie „Close To You“ oder „That’s What Friends Are For“ ausgesucht. Es war nicht nur ein Fest des Wohlklangs, alle Musiker nahmen sich innerhalb dieses Programms einige Freiräume, auch Pascal von Wroblewsky ging im Laufe des Abend immer wieder vom Gesang zu Scat-Techniken über. Auch hier überzeugte sie – und Pascal von Wroblewsky galt schon in der DDR als eine der wichtigsten Jazzsängerinnen.
So war es am vergangenen Freitag eine hochklassige Vorstellung der drei Instrumentalisten, die eine versierte Jazzsängerin an ihrer Seite hatten. Die Chemie stimmte, die Vorstellung war angenehme Geschichtsstunde mit viel Musik in einem intimen Rahmen.