05.09.2018 – Die Reise – Auschwitzprojekt – Zuschauermeinung
Liebe Martina,
vielen Dank, dass Du auch mir ermöglichst, solche Reflexionen junger Menschen erleben zu können. Es war beruhigend, dass ihre Eindrücke den meinen vor 35 Jahren so ähnelten. Als Schüler allerdings hatten wir nur die Möglichkeit der Referates, der Wandzeitung und in der 1. EOS des Schulfunkes, diese wiederzugeben.
Zu Beginn haben sie die inhaltliche Vorbereitung auf die Fahrt (Vergabe und Halten von Referaten) gezeigt. Dabei hat mich geschockt, dass der Lehrer (der – wie sich zum Schluß herausstellte – wirklich einer ist) einen Schüler beleidigte („Du bist eine Schande“), weil er die auf den Faschismus orientierten Textaufgaben (wie viel ist …) nicht zu lösen vermochte. (Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor dem Schüler, der das trotz aller Anhängigkeit mitspielt. Mir hatte unser Physiklehrer vor der Klasse zum Glück „nur“ gesagt, ich würde etwas sagen, als ob ich einem Urmenschen die Funktionsweise einer Digitaluhr erklären würde. Mag das gleiche bedeuten, war für mich aber akzeptabel, eine „Schande“ wäre es für mich als 15/16järiger nicht). Wenn das wirklich die aktuelle Wissensvermittlung/abfrage ist, na denn „gute Nacht“.
Den „Rest“ hast Du ja miterlebt. Ich weiß nicht, ob Du zu dem Zeitpunkt bereits im Saal warst.Zu Beginn stellten sie immer wieder Szenen jüdischen Lebens dar, u.a. wie eine Familie deportiert wird. Dabei stellte der junge Pianist einen Jungen dar, der beim Versuch, seine Mutter und Schwester zu schützen, erschossen wurde. Deshalb legte er sich am Schluß noch einmal auf den Boden, für mich eine starke abschließende Szene.Insgesamt war es für mich ein tolles, ergreifendes Erlebnis. Wenn Du zu der Regisseurin, der Schule einen engeren Draht hast, und es ermöglichen kannst, bitte mehr davon.
H. M.